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Sascha Linke
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Wie ein Nussknacker zum smart material-Botschafter wurde
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Wie ein Nussknacker zum smart material-Botschafter wurde

Schon 1870 wurde in der Werkstatt von „Original Füchtner“ der erste erzgebirgische Nussknacker erfunden und gebaut. Es war der Ur-Ur-Urgroßvater des heutigen Firmeninhabers, Markus Füchtner, Wilhelm Friedrich Füchtner, der die Idee dazu hatte. Die Zimmermanns-Familie Füchtner siedelte sich im 16. Jahrhundert in Seiffen im Erzgebirge an und arbeitet heute in 8. Generation an gleicher Stelle: in einem Holzspielzeugmacherhaus in der Wildsbach im Seiffener Ortsteil Oberseiffenbach

„Hereinspaziert“ steht an der Tür des alten Erzgebirgshauses etwas außerhalb des Spielzeugdorfs Seiffen. Und wenn man die Schwelle zum Haus erstmal übertritt, spürt man sofort die Wärme und Herzlichkeit, mit der man hier an diesem traditionellen Ort empfangen wird. Auf dem Pullover von Markus Füchtner liest man in großen Lettern „NUSSKNACKERKÖNIG“. Neben Markus Füchtner arbeiten in der Werkstatt seine Frau Carola, seine Eltern und seine Tante Romy sowie zwei weitere Mitarbeiterinnen. Ein echtes Familienunternehmen, das sich der ganz traditionellen handwerklichen Herstellung der erzgebirgischen Nussknacker verschrieben hat. Übernommen hat Markus Füchtner die Werkstatt 2017 von seinem Onkel Volker.

Hergestellt werden Nussknacker, die streng nach traditionell überlieferten Formen gefertigt werden. Aber auch Räuchermänner sowie Engel und Bergmann entstehen hier. Jedes Teil wird in Handarbeit gedrechselt, geklebt und bemalt. Jeder Pinselstrich wird wie früher von den Malerinnen auf das glatt lackierte Holz gesetzt. Darf man dann ins Heiligste des Hauses, die mit Sägespänen gefüllte Werkstatt, fühlt es sich an wie eine Reise in eine längst vergangene Zeit. Das ist das Markenzeichen von „Original Füchtner“: Handwerk wie vor 100 Jahren – gepaart mit großem Erfindergeist und Innovationsfreude.

So ist es nicht verwunderlich, dass gerade in dieser Werkstatt traditionelle erzgebirgische Handwerkskunst mit Hightech-Materialforschung aus dem Fraunhofer IWU miteinander verschmolzen ist. Das Ergebnis dieser Kooperation sind „Wilhelms Räucherraketen“, ein Produkt, das die erzgebirgische Holzkunst revolutioniert. Doch von vorn…

Was hat es aber mit Wilhelm auf sich? Und warum eine Rakete?

Eigentlich trafen sie sich nur zum Fußball schauen, um ihre jahrelange Freundschaft zu pflegen und sich über Entwicklungen und Tendenzen in ihrer Heimat, dem Erzgebirge auszutauschen. Die fünf Freunde Markus Füchtner, Tom Neubert, Ronny Hoyer, Silvio Neuber und Mario Kaden sind tief verwurzelt mit ihrer Heimat und den Traditionen. Als einer von ihnen, Ronny Hoyer, auf Weltreise gehen wollte, war es ihm wichtig, „Etwas aus der Heimat“ mitnehmen zu können. Und so fragte er seinen Freund, Markus Füchtner, ob er ihm etwas drechseln könnte. Die Geburtsstunde des 12 cm großen Reisenussknackers Wilhelm.

Mittlerweile hat dieser über 40 Länder der Erde bereist, war bei den Olympischen Spielen, hat den deutschen Botschafter in Neuseeland besucht und war getreu dem James-Bond-Motto „The world is nut enough“ im Rahmen der ESA Mission Cosmic Kiss mit dem deutschen Astronauten Matthias Maurer als Botschafter des Erzgebirges für viele Monate auf der Internationalen Raumstation ISS.

Innovative Weltraumtechnik trifft auf traditionelle Holzkunst

Dort kommt Wilhelm auch erstmals mit innovativer Weltraumtechnik in Kontakt und bringt eine kreative und sehr konkrete (Produkt-)Idee mit nach Hause. Doch was noch fehlte – ein Team mit Know-how im Bereich Materialforschung!? Erste Unterstützung bekam Wilhelm von drei starken Netzwerken – dem Kreativzentrum DENKSTATT ERZGEBIRGE, dem Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. und dem Innovationsnetzwerk smart3 e.V. – die auch den dringend benötigten Kontakt nach Dresden zum Fraunhofer IWU herstellten. Zusammen mit den Wissenschaftlern und deren außergewöhnlichen Know-how im Bereich der intelligenten Materialien funktionierte es schließlich auch mit der Umsetzung: Im Inneren der Rakete wurde ein Mechanismus aus Formgedächtnislegierung (FGL) verbaut. Die Wärme einer einfachen Räucherkerze reicht als Wärmequelle aus, um das smart material zu aktivieren. Die Spitze der Räucherrakete klappt auf und Wilhelm schaut aus seiner „Wilhelms Räucherrakete“ heraus.

Dank Wilhelm gehen wir alle über unsere Grenzen hinaus. Er macht es uns vor, und wir wachsen mit ihm.

Markus Füchtner

Mittlerweile hat diese Innovation, basierend auf der Kooperation zwischen Handwerk und Wissenschaft, viele Preise gewonnen. Die Nachfrage ist riesig und die Bestelllisten sind lang. Acht weitere Handwerksunternehmen in der Region Seiffen konnten in die Produktion von „Wilhelms Räucherraketen“ eingebunden werden. Wilhelm verbindet: nicht nur Handwerk und Wissenschaft, sondern auch Unternehmen und Menschen der Region.

In Seiffen selbst tüftelt Wilhelm aktuell am „WELT-RAUM“, einem Ort, an dem er selbst Gastgeber sein möchte. Wir sind gespannt, wie diese Geschichte weitergeht und freuen uns schon sehr auf die nächste spannende Innovation aus dem Hause „Original Füchtner“.

Markus Füchtner
  • Geschäftsführer „Original Füchtner“
  • Kurort Seiffen/Erzg.
Dipl.-Ing. Holger Kunze
  • Geschäftsfeldleiter Symbiotic Mechatronics, Fraunhofer IWU Dresden
  • Vorstandsvorsitzender smart3 e.V.
  • Studium Elektrotechnik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dipl.-Ing. Andreas Erben
  • Wissenschaftlicher Mitarbeiter Formgedächtnistechnik, Fraunhofer IWU Dresden

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